Sanierung des Heizkessels bzw. Wärmeerzeugers
Das Herzstück einer Heizungsanlage ist der Heizkessel. Aus verschiedenen Gründen kann die Modernisierung bzw. der Austausch des Heizkessels notwendig werden. Ob der Heizkessel getauscht wird, weil die Heizung nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entspricht oder weil nach einer umweltfreundlicheren und preiswerteren Heizmöglichkeit gesucht wird, immer ist die richtige Planung das A und O. Aus naheliegenden Gründen ist ein Kesseltausch im Sommer am sinnvollsten.

Der Wärmeerzeuger: Herzstück einer Heizungsanlage
In Deutschland dominieren Gas- und Öl-Heizkessel: Rund 75 % der Heizungen in Deutschland sind Gas- und Ölheizungen. Laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie wurden allein in Deutschland 2021 fast eine Million neuer Wärmeerzeuger installiert. Das sind beinahe 10 % des Gesamtmarktes. Dabei ist der Anteil von nachhaltigen Biomasse-Heizungen größer geworden und liegt bei 41 %, gefolgt von Wärmepumpen mit einem Anteil von 28 %. Gas macht nur noch 10 % bei den Wärmeerzeugern aus, Ölheizungen nur 2 %.


Auf die richtige Größe kommt es an
Alte Heizkessel verbrauchen sehr viel mehr Energie als neue Kessel. Das liegt nicht nur an der technischen Weiterentwicklung und der sehr sparsamen Brennwerttechnik von Heizkesseln. Es ist auch darauf zurückzuführen, dass alte Heizkessel oft überdimensioniert waren.

Wie groß und leistungsfähig der Wärmeerzeuger idealerweise sein sollte, kann beispielsweise nach DIN 4701 (Wärmebedarfsberechnung) ermittelt werden. Dabei werden individuelle, aber entscheidende Faktoren wie eine Wärmedämmung oder die im Durchschnitt im Haushalt benötigte Wärme berücksichtigt werden, grundsätzlich sollte die sehr wichtige Wärmebedarfsberechnung einem Fachmann überlassen werden.
Mit der Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (EnSimiMav) muss seit dem 01. Oktober 2022 verpflichtend für alle Gasheizungen bis Ende September 2024 ein sogenannter Heizungs-Check durchgeführt werden und dabei festgestellte Optimierungsmaßnahmen müssen verfplichtend umgesetzt werden. Ausnahmen gelten für alle Gasheizungen, bei denen schon ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wurde oder bei denen schon in den letzten beiden Jahren ein ähnlicher Check stattgefunden hat. Ein Heizungs-Check nach DIN 15378 wird beispielsweise von Heizungs- und Sanitärfachbetrieben angeboten und kostet zwischen 100 und 200 Euro.
Das Geld ist gut investiert, zumal ein qualifizierter Betrieb über viel Erfahrung beim Austausch von Heizungsanlagen verfügt und somit gleichzeitig Tipps zur weiteren Optimierung oder bezüglich zu empfehlender Marken geben kann.

Wann lohnt sich ein Austausch des Heizkessels
Durch die explodierenden Energiepreise ist ein Austausch alter Heizkessel drängender denn je. Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) müssen ja sowieso alte Gas- und Ölheizungen, die älter als 30 Jahre sind (Einbau vor dem 1.1.1991) ausgetauscht werden, wenn es sich um Standard- oder Konstantkessel handelt. Gleichzeitig dürfen Öl- und Kohleheizungen ab dem 01.01.2026 nur noch in wenigen Ausnahmefällen errichtet werden.
Abgesehen von dieser gesetzlichen Verpflichtung, lohnt sich ein Austausch alter Heizkessel wegen der enormen Einsparmöglichkeiten mit neuen Kesseln fast immer.
Auch Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern, die diese schon seit 2002 selbst bewohnen, sollten deshalb über die Modernisierung des Wärmeerzeugers nachdenken. Gegenüber einem Konstant-Gaskessel lassen sich mit einem Brennstoffkessel mit Solarthermie rund 45 % Energie einsparen. Bei einem geschätzten Verbrauch von 30000 kWh Gas zum Preis von 12 Cent/kWh (Kosten 3.600 Euro/Jahr) wäre das ein Einsparpotenzial von 1440 Euro pro Jahr.
Ein Austausch des Gasheizkessel amortisiert sich bei Kosten von rund 18.000 Euro nach circa 13 Jahren. Bei weiter steigenden Energiepreisen geht es noch schneller.

Das Maß der Dinge: Die Brennwert-Technik
Bei Gasheizungen ist die Brennwert-Technik Stand der Technik. Mit ihr können Wirkungsgrade von über 100 % erzielt werden. Zum Vergleich: Alte Öl- oder Gas-Heizkessel kommen oftmals auf einen Nutzungsgrad von gerade einmal 60 bis 70 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass die Abgase ungenutzt abgeleitet werden. Bei Brennwert-Kesseln dagegen wird auch die im Abgas enthaltene Wärme genutzt.

Die Brennwert-Technik hat sich aufgrund ihrer Effizienz bereits in den 1990er-Jahren als Standard durchgesetzt. Da der Wärmeerzeuger oder komplette Heizungsanlagen jedoch in der Regel selten und wenn, dann nur nach sehr langer Nutzungsdauer ausgetauscht werden, kommt sie immer noch nicht flächendeckend zum Einsatz. Obwohl nach Angaben des BDH mehr als die Hälfte der in Deutschland verkauften Wärmeerzeuger mittlerweile Gas-Brennwertgeräte sind, liegt ihr Anteil im Bestand derzeit bei lediglich rund 20 Prozent. Das entspricht etwa 4 Millionen Gas-Brennwertkesseln.
Hinzu kommt, dass nach Angaben der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online nur ein Drittel der Brennwertkessel in Deutschland optimal arbeitet. Bei einer optimierten Einstellung könne schon gegenüber einem 15 bis 20 Jahre alten Standardkessel mehr als zehn Prozent Energie pro Jahr, bei älteren Geräten bis zu 25 Prozent eingespart werden.
TIPP
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Doppelt wärmt besser: Hybrid-Heizungen
Um einen größeren Schritt für die Energiewende zu machen und noch mehr Energie einzuparen, bieten sich Hybrid-Heizungen an. Sie verknüpfen die moderne und hocheffiziente Brennwert-Technik mit der Nutzung regenerativer Energiequellen, beispielsweise einer Solarthermieanlage. Scheint die Sonne, wird die kostenlose Wärme genutzt. Ist der Wärmebedarf höher, beispielsweise im Winter, wird auf den effizienten Brennwert-Kessel zurückgegriffen.. Hybridheizungen werden auch als Heizungen mit mehrfachen Wärmeerzeugern angeboten, also zum Beispiel zusätzlich mit Biomasseheizungen (zum Beispiel Kamin mit Wassertasche oder Pelletofen) und zusätzlicher Wärmepumpe.



Hybridheizungen
Ideal (nicht nur) für Altbauten: Hybridheizungen Eine Hybridheizung ist eigentlich nichts Neues. Sie kombiniert zwei oder mehre Heizsysteme miteinander. In… weiterlesen
Modernisierung des Wärmeerzeugers: nachhaltige Lösungen
In Häusern mit Gas- oder Ölheizung, in denen der Heizkessel getauscht werden soll, sollten sich Eigentümer unbedingt auch mit der Frage beschäftigen, ob nicht eine Heizung mit regenerativer Energiequelle wie eine Pellet- oder Scheitholzheizung oder eine Wärmepumpe möglich sind. Das hängt von vielfältigen Faktoren ab – etwa der Platzbedarf für die Pelletlagerung oder auch die Eignung der Heizkörper für niedrige Vorlauftemperaturen, die Voraussetzung für eine Wärmepumpe sind.

Checkliste für die Heizkessel-Sanierung
Eine ganze Reihe von Punkten sollte jeder beachten, wenn eine Modernisierung des Heizkessels geplant ist:
- Heizkessel-Tausch vorab gut planen
Nur durch eine langfristige, sorgfältige Planung findet jeder seine richtige Heizung. Vorab sollte man sich informieren, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, welche Erfahrungen Freunde oder Nachbarn gemacht haben, wieviel die gewünschte Heizung ungefähr kosten wird, welche Fachbetriebe in der Nähe verfügbar sind. - Energieberater kontaktieren
Ein Energieberater kann Möglichkeiten aufzeigen, wie besonders effizient geheizt werden kann. Eine Energieberatung ist zwingend, wenn geplant ist, Fördermittel zu beantragen. - Reihenfolge der Modernisierungen beachten
Sind nach und nach noch mehr Modernisierungen oder Sanierungsmöglichkeiten im Haus geplant, dann ist die Reihenfolge der Maßnahmen enorm wichtig. Wird etwa zuerst die Heizung modernisiert und anschließend das Haus gedämmt, wäre die Heizung überdimensioniert.
- Verschiedene Alternativen betrachten und durchrechnen
Es gibt nicht nur die eine Lösung! Sowohl Energieberater wie auch der Heizungsfachmann kann verschiedene Möglichkeiten präsentieren. Vielleicht ist eine Hybridheizung besser als eine reine Gasheizung, ist eine Solarthermieanlage möglich oder ein zusätzlicher Pelletofen?
- Erneuerbare Energien integrieren
Nur durch die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien ist die Energiewende zu realisieren. Sollen Fördermittel beantragt werden, ist die Nutzung erneuerbarer Energien Pflicht. Die Möglichkeiten zur Nutzung von Biomasseheizungen, Solarthermieanlagen oder Wärmepumpen sind vielfältig.
- Alle Komponenten der Heizung optimieren
Es nutzt wenig, nur den Heizkessel zu modernisieren. Nur wenn das ganze System optimiert wird, wird das beste Ergebnis erzielt. Also unbedingt auch einen Blick auf die Heizungspumpe, Regelung und die Heizkörper sowie Thermostate werfen.
- Fördermittel beantragen
Bei der Bereitstellung von Fördermitteln hat es zuletzt einige kurzfristige Änderungen gegeben, die für viel Verwirrung gesorgt haben. Um hier die richtigen Programme zu finden, die zum eigenen Projekt passen, ist der Energieberater der richtige Ansprechpartner.
- Heizkessel wenn möglich im Sommer tauschen
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, den Heizkessel nicht während der Heizperiode auszutauschen. Ein Wechsel kann, vor allem, wenn auch der Energieträger sich ändert, schnell zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen, in der Zeit gibt es weder Heizungswärme noch warmes Wasser.
- Hydraulischen Abgleich nicht vergessen
Ein Wechsel des Heizkessels und die Optimierung der gesamten Heizungsanlage mit all ihren Komponenten sorgt nur dann für effiziente Wärme im ganzen Haus, wenn ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wird. Er ist auch notwendig, um Fördermittel zu erhalten.
Fazit
Die Modernisierung des Heizkessels ist auf jeden Fall sinnvoll und führt nicht nur zu enormen Energieeinsparungen, der Austausch des Kessels amortisiert sich auch schnell. Auf der sicheren Seite ist, wer sich von einem Energieberater begleiten lässt und den richtigen Fachbetrieb findet. Diese helfen nicht nur bei der Auswahl der optimalen Heizung, sondern kennen sich auch im Fördermittel-Dschungel aus.


Sechs gute Gründe für eine neue Heizung
Neue Heizung: Wieso, weshalb, warum? Die Heizung ist einer der zentralen Bestandteile eines Hauses. Nur durch eine zuverlässige Wärmeversorgung wird… weiterlesen