Energieträger und Brennstoffe im Vergleich: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Wer eine Heizungsanlage plant, steht heute automatisch vor der Frage, welchen Energieträger oder Brennstoff er nutzen soll. Erdgas war jahrelang mit 48% der in Deutschland genutzten Energieträger zur Wärmegewinnung in den Haushalten ein bewährter Klassiker. Inzwischen sind erneuerbare Energien, wie Holz, Solarenergie oder Geothermie erste Wahl und ihr Anteil an der Wärmegewinnung in Deutschland nimmt zu. Erklärtes Ziel ist ja, ab 2045 ohne fossile Energieträger auszukommen. Deshalb achten Bauherrn und Sanierer bei der Planung von Heizungsanlagen auf die CO2-Emmissionen achten. Seit 2021 wird deshalb auch eine CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe erhoben, die stetig steigt.
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Die Raumwärme macht rund 70 % des Energieverbrauchs in den Haushalten aus. Erdgas und Heizöl weisen dabei immer noch den höchsten Verbrauch auf, auch wenn erneuerbare Energie verstärkt eingesetzt wird. Mittelfristig sollen 65 % erneuerbare Energien genutzt werden, ab 2045 ist erklärtes Ziel der Bundesregierung, dass Deutschland CO2-neutral ist. Deshalb ist in der Novelle des Gebäudenergiegesetzes („Heizungsgesetz“) auch festgelegt, dass Bauherrn und Sanierer bei der Wahl des Energieträgers oder Brennstoffs für ihre Heizungsanlage eine zukunftsfähige Entscheidung treffen. Schließlich haben Heizungsanlagen heute eine Lebensdauer zwischen 20 und 30 Jahren. Unter anderem sollte auch die mögliche Kostenentwicklung der Energieträger und Brennstoffe mit einbezogen werden.
Unterscheidung Energieträger und Brennstoff
Oft werden Energieträger und Brennstoff im gleichen Atemzug erwähnt. Dabei gibt es eine wesentliche Unterscheidung. Energieträger sind Stoffe, deren Energiegehalt erst durch einen Umwandlungsprozess nutzbar gemacht werden kann. Dabei gibt es Primärenergieträger und sekundäre Energieträger. Primärenergieträger wie Sonne, Erdwärme, Kohle, Erdgas oder Holz stehen von Natur aus zur Verfügung. Sekundäre Energieträger wie Heizöl entstehen erst in Raffinerien durch die Umwandlung von Erdöl.
Ein Brennstoff hingegen ist ein Energieträger, dessen gespeicherte Energie mittels Verbrennung nutzbar gemacht werden kann.
Energieträger und Brennstoffe
Erdgas: Gas war jahrelang in Deutschland der Klassiker bei den Heizungsanlagen. Moderne Brennwertkessel besitzen einen hohen Wirkungsgrad. Bei Erneuerung im Bestand ist es laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) allerdings notwendig, dass die Heizungsanlage mit einem Heizsystem, das durch erneuerbare Energieträger betrieben wird, ergänzt wird und der Anteil erneuerbarer Energie 65 % beträgt. Das erhöht die Investitionskosten. Zudem ist zu bedenken, dass Gas ständigen Preisschwankungen und der CO2-Abgabe unterliegt. Preisanstiege und CO2-Abgabe lassen die Kosten einer Gasheizung innerhalb der nächsten Jahre deutlich steigen.
Jahr | Preisanstieg Heizöl (l) | Preisanstieg Erdgas (m³) |
---|---|---|
2022 | ca. 9,5 Cent | ca. 10,4 Cent |
2023 | ca. 11 Cent | ca. 12,2 Cent |
2024 | ca. 14 Cent | ca. 15,7 Cent |
2025 | ca. 17 Cent | ca. 19,2 Cent |
Nach der völligen Freigabe des CO2-Emissionshandels im Jahr 2026 könnten die Öl- und Gaspreise um weitere 20 Cent ansteigen. Damit wird das Heizen mit Gas deutlich teurer.
Flüssiggas: Ist kein Gasanschluss vorhanden, kann eine Gasheizung auch mit dem Brennstoff Flüssiggas betrieben werden. Flüssiggas setzt allerdings die Existenz eines Tanks für die Lagerung voraus.
Heizöl: Heizöl ist trotz seiner umweltschädlichen Eigenschaften in Deutschland immer noch der zweithäufigste genutzte Brennstoff für Heizungsanlagen. Allerdings sollten keine Ölheizungen mehr eingebaut werden, auch wenn der Einbau auch nach der Novelle des GEG nicht verboten ist. Der Austausch einer Ölheizung gegen eine Heizung mit erneuerbaren Energieträgern wird daher staatlich gefördert.
Auch der Brennstoff Heizöl wird in den nächsten Jahren teurer, da der fossile Energieträger Erdöl der CO2-Steuer unterliegt. Das macht den Brennstoff auf Dauer unwirtschaftlich.
Fernwärme: Rund 14% der deutschen Haushalte heizen bereits mit Fernwärme. Die Preisgestaltung richtet sich nicht nur nach regionalen und lokalen Gegebenheiten des Energieversorgers, sondern vor allen Dingen nach eingesetztem Brennstoff oder Wärmeerzeuger. Die Preise lagen 2021 zwischen 7 Cent und 19,7 Cent pro Kilowattstunde. Durch die steigenden Preise fossiler Brennstoffe und der CO2-Steuerdie bis 2025 auf 55 bis 60 Euro pro Tonne steigen wird, ist abzusehen, dass je nach Erzeugungsart der Wärme auch Fernwärme teurer wird. Sinnvoll ist es deshalb, nachzufragen, womit die Fernwärme erzeugt wird. Dennoch sind gerade Fernwärmenetze für die Erzielung einer CO2-Neutralität in Deutschland wichtig, wenn die Fernwärme entsprechend erzeugt wird.
Holz: Der Energieträger Holz erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Ob ganze Holzscheite, als Hackschnitzel oder Pellets – der regenerative Rohstoff erlaubt, aufgrund der günstigen Preise, die in den vergangenen Jahren sehr stabil waren und weit unter dem von Gas und Öl lagen, ein effizientes Heizen. Obwohl die Preise für Pellets deutlich gestiegen sind, sind Pelletheizungen eine günstige und umweltfreundliche Alternative. Voraussetzung: Neben der Lagermöglichkeit für Holzscheite, Hackschnitzel oder Pellets ist zu klären, ob die Belieferung mit Holz oder Holzprodukten problemlos erfolgen kann. Moderne Pelletheizungen sind aufgrund der technischen Entwicklung ähnlich komfortabel wie Öl- und Gasheizungen zu bedienen und können vollautomatisch beschickt werden.
Elektrizität: Elektroheizungen in Form von Nachtspeichern sind ein Auslaufmodell. Nur noch 3% der deutschen Haushalte werden auf diese Weise geheizt. Sie werden heute hauptsächlich nur noch als Ergänzung zu bestehenden Heizsystemen installiert, um mehr Wohnkomfort zu erreichen. Dazu gehören Elektro-Fußbodenheizungen im Badezimmer oder Infrarot-Heizflächen. Deutlicher Nachteil: Elektrizität hat als Wärmeerzeuger einen vergleichsweise hohen und sehr stark schwankenden Preis. In der Kombination mit Photovoltaik sind Elektroheizungen vorteilhaft.
Erd-, Wasser- oder Luftwärme: Bei Wärmepumpen stehen drei verschiedene Wärmequellen zur Auswahl: Sole, Wasser und Luft. Diese drei Wärmequellen sind stetig vorhanden und kosten nichts, verursachen somit keine Energiekosten. Je nach Wahl ist allerdings ein relativ hoher baulicher Aufwand notwendig. Ein Vorzug ist, dass die Wärmepumpe selbst einen geringen Platzbedarf hat. Wer eine Wärmepumpenheizung plant, kann von zahlreichen Fördermitteln profitieren.
Sonne: Heizen mit dem Energieträger Sonne ist neben Wärmepumpen eine zukunftsträchtige Art zu heizen. Die Energie steht jedem kostenlos zur Verfügung. Jedoch ist eine Solarthermieanlage immer auf ein zusätzliches Heizungssystem angewiesen. In der Regel werden Solaranlagen genutzt, um als Hybridheizung bei vorhandenen Gas- oder Ölheizungssystemen Heizkosten einzusparen. Die Anschaffungskosten können mit einer Reihe von Fördermöglichkeiten gegenfinanziert werden.
Kohle: Der fossile Energieträger Kohle spielt in deutschen Privathaushalten als Wärmelieferant kaum noch eine Rolle. Die Förderung der Steinkohle wurde in Deutschland bereits 2018 eingestellt. Die Förderung von Braunkohle soll 2030 eingestellt werden. Koks oder Briketts zum Heizen sind out, da das Heizen mit Kohle zu aufwendig und klimaschädlich ist. Die Zahlen der Heizungsanlagen mit Kohlebefeuerung werden in Zukunft immer weiter abnehmen. Kohle als Energieträger wird in Deutschland nur noch bis 2030 eingesetzt, um daraus Strom zu gewinnen.
Wasserstoff: Wasserstoff gilt als ein Energieträger der Zukunft. Der Brennstoff kommt schon länger in Brennstoffzellen-Heizungen zum Einsatz, die nicht nur Wärme, sondern gleichzeitig auch Strom produzieren. Brennstoffzellen-Heizungen für Privathaushalte sind noch ein Nischenprodukt. Der Wasserstoff für solche Heizungsanlagen wird bislang aus Erdgas hergestellt. Mit grünem oder blauem Wasserstoff kann man die Pflicht, 65 % erneuerbare Energieträger zu nutzen, erfüllen.
Wasserkraft: In Deutschland wird mittels Wasserkraft fast ausschließlich Strom produziert. Und dies nur in sehr wenigen Haushalten. Mit dem gewonnenen Strom lässt sich jedoch auch eine Wärmepumpe betreiben, um so Wärme zum Heizen zu erzeugen. Über diesen Umweg würde Wasser zum Energieträger für eine Heizungsanlage.
Biogas: Biomasse als Energieträger ist derzeit lediglich für den Zusammenschluss mehrerer Privathaushalte als Abnehmer der erzeugten Wärme oder Bauernhöfe geeignet. In Biogasanlagen verwandeln Bakterien Biomasse wie Mais, Grünschnitte, Mist oder tierische Abfälle zu Biogas. Blockheizkraftwerke erzeugen mit dem Biogas Strom und Wärme. Die Wärme lässt sich per Nah- oder Fernwärme zu den Haushalten transportieren.
Windenergie: Windenergie wird in Deutschland hauptsächlich zur Stromerzeugung verwendet. Mit einem sehr aufwendigen Verfahren ist es möglich, den Energieträger Wind auch zum Heizen zu nutzen. Per Elektrolyse wird dabei mit Windenergie Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Danach wird der Wasserstoff mit CO2 zu Methan weiterverarbeitet. Mit diesem chemischen Prozess lässt sich überschüssige Windenergie lagern und transportieren. Die Umwandlung des Energieträgers Wind als Brennstoff für eine Heizungsanlage ist aufgrund des aufwendigen Verfahrens unrentabel.
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Preisentwicklung der Brennstoffe
Wie bereits erwähnt: Für fossile Energieträger sind dauerhaft Preisanstiege zu erwarten Das liegt nicht nur an der Verknappung, sondern auch an der steigenden CO2-Abgabe. Die Preise dieser fossilen Energieträger sind schon in den letzten Jahren erheblich gestiegen.
Hinzu kommt, dass sich die Preise dieser Brennstoffe in Deutschland je nach Anbieter und regionalen Gegebenheiten sehr stark unterscheiden. Im Fall von Erdgas gibt es häufig für einen bestimmten Zeitraum Preisgarantien seitens des Versorgers, werden danach aber in der Regel erhöht. Heizölpreise sind Tagespreise und unterliegen sehr starken Schwankungen.
Mit Einführung der CO2-Steuer 2021 werden fossile Brennstoffe geplant jährlich teurer. Dies gibt einen zusätzlichen Anreiz, Heizungsanlagen mit klimafreundlicheren Energieträgern und Brennstoffen anzuschaffen oder entsprechend umzurüsten.
Brennstoff | Heizwert | Brennwert | CO2-Emission | Feuchte | Feinstaubbelastung | Aschegehalt | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
kWh/ kg | in MJ | kWh/kg | in g/kWh | in % | in mg/kWh | in % | ||
Erdgas | 10,1 | 36,36 | 10,83 | 250 | – | 6 | – | 1,50€ / m³ |
Flüssiggas | 12,87 | 46,33 | 14,06 | 277 | – | 0 | – | 60 Ct – 98 Ct / l |
Heizöl | 9,8 | 35,28 | 11,86 | 319 | – | 22 | – | 100 Ct – 150 Ct / l |
Fernwärme* | – | – | – | 198 | – | 73 | – | 5 Ct – 10 Ct / kWh + Grundpreis |
Holz/Scheitholz | 4 | 14,4 | 4,2 | 26 | 17,5 | 382 | 0,55 | 150 € – 270 € / rm |
Holz/Pellets | 4,8 | 17,28 | 4,9 | 23 | 6 | 73 | 0,5 | 30 Ct – 65 Ct / kg |
Holz/Hackschnitzel | 3,4 | 12,24 | 4 | 28 | 35 | 76 | 1 | 7,9 Ct – 12,3 Ct / kg |
Strom** | 1 | 3,6 | – | 401 | – | 37 | – | 32 Ct – 39 Ct / kWh |
* Die Emissions- und Feinstaubwerte wurden aus einem Fernwärmemix ermittelt.
** Die Emissions- und Feinstaubwerte wurden aus einem Strommix ermittelt.
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