Gespaltene Bilanz: Heizen mit Holz – Umwelt- und klimafreundlich oder nicht?
Heizen mit Holz gilt gemeinhin als nachhaltig und klimaneutral. Doch ist Holz als Brennstoff tatsächlich so umwelt- und klimafreundlich, wie allgemein behauptet wird? Die Wahrheit liegt in der Mitte, denn Holz hat in Sachen Umwelt- und Klimafreundlichkeit eine ziemlich gespaltene Bilanz.
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Holz genießt als Brennstoff einen guten Ruf. Sogar das Bundesumweltministerium wirbt damit, dass Holz beim Verbrennen so viel Kohlenstoffdioxid (CO2) freisetzt, wie es beim Wachstum aufnimmt. Es gilt daher als klimaneutraler Brennstoff. Und: Holz ist ein ständig nachwachsender Rohstoff. Es gilt deshalb auch als ein nachhaltiger Brennstoff.
Doch bei genauerer Betrachtung erhält das klimaneutrale und nachhaltige Heizen mit Holz einen deutlichen Dämpfer. Umweltverbände kritisieren schon seit Jahren die Feinstaub-Belastung durch Holz. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) wie auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bemängeln die hohen Emissionen und die geringe Effizienz der heimischen Holzöfen. Der falsche Umgang mit Holz, veraltete Ofentechnik und realitätsferne Zulassungskriterien stellen laut Umweltverbände die Umweltfreundlichkeit infrage. „Es kommt in der Regel zu hohen Energieverlusten“, so der BUND. Und der NABU legt nach: „Der Rauch eines Holzfeuers enthält große Mengen an Feinstaub und Stickoxiden sowie Produkte unvollständiger Verbrennung wie Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder Kohlenmonoxid.“
Inzwischen muss auch das Bundesumweltamt einräumen: „Die Mengen gesundheitsschädlichen Feinstaubs aus Holzfeuerungen überstiegen mittlerweile sogar die aus den Abgasen des Straßenverkehrs.“ Hier wissen wir, dass dies keineswegs eine Lappalie ist. Jährlich sterben 300.000 Menschen vorzeitig an von Kraftfahrzeugen verursachten Emissionen. Feinstaub kann Asthma und Atemwegserkrankungen auslösen und gilt als krebserregend. Auch PAK erzeugen Krebs. Stickoxide hingegen schädigen die Atmungsorgane, während Kohlenmonoxid hochgiftig ist.
Alte Öfen sind das Hauptproblem
Besonders viel Schadstoffe blasen alte Holzöfen und offene Kamine in die Luft. „Ein Kaminofen mit Baujahr vor 1990 emittiert etwa fünfmal mehr Feinstaub als ein Ofen ab Baujahr 2015“, lässt das Bundesumweltamt wissen. Die Verbrennung von Holz, gerade von Scheitholz in offenen Kaminen oder kleinen Holzfeuerungsanlagen wie Kamin- oder Kachelöfen ohne automatische Regelung, läuft nie vollständig ab. Es entstehen die neben den eben genannten gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen auch klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß.
Deshalb schreibt die „Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen vom 13. Oktober 2021 “ in Paragraf 26 Absatz 2 vor, dass bis 31. Dezember 2024 alle Öfen stillzulegen, nachzurüsten oder auszutauschen sind, die vor dem 21. März 2010 erstellt wurden. Für die Einhaltung der festgelegten Emissionswerte und die vorgeschriebenen Fristen sind die zuständigen Schornsteinfeger zuständig.
Um möglichst emissionsarm und mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad zu heizen, sollte gut aufbereitetes und getrocknetes Holz aus nachhaltiger regionaler Forstwirtschaft in einer modernen, effizienten und emissionsarmen Heizungsanlage verfeuert werden. Gerade bei der Verbrennung von minderwertigem Holz in alten, schlecht gewarteten Öfen und bei ungünstigen Verbrennungsbedingungen entstehen unnötig viele Emissionen.
Obwohl in den letzten Jahren die Verbrennungstechnik in Kaminöfen einen Sprung nach vorn gemacht hat, in dem in modernen Öfen dank optimierter Luftzufuhr Holzscheite ruhiger und rückstandsärmer verbrannt werden, hält der Umweltverband Deutsche Umwelthilfe (DUH) auch moderne Kaminöfen für „nicht emissionsarm“. Hauptkritikpunkt: Das Zulassungsverfahren von Kaminöfen habe mit der Realität nur wenig zu tun. „Komfortkamine halten die Grenzwerte lediglich auf dem Prüfstand ein. In der Realität stoßen sie deutlich mehr Schadstoffe aus als deklariert“, so die DUH. Ähnlich der Abgaswerte von Dieselfahrzeugen auf dem Prüfstand.
Pelletheizung als bessere Alternative
Mit Blick auf die Emissionen rät das Bundesumweltamt zur holzbefeuerten Zentralheizung. Solche Anlagen arbeiten in der Regel mit einem Heizkessel, der vollautomatisch mit Pellets als Brennstoff beschickt wird. Hier seien Bedienungsfehler fast ausgeschlossen. Denn dies sei die Hauptursache, wenn Kaminöfen mehr Schadstoffe ausstoßen als nötig. Dafür sollte ein moderner Ofen oder Kessel mit sehr guter Rauchgasreinigung bereitstehen, am besten mit dem Gütesiegel „Blauer Engel“.
Außerdem besitzen Pellets einen etwa 1 kWh höheren Heizwert als Scheitholz. Doch aufgepasst: Pellet ist nicht gleich Pellet! Mit dem Inkrafttreten der EU-Norm 14961-2 liegt eine europaweit einheitliche Norm für Holzpellets vor. Sie teilt Pellets in drei Güteklassen ein: die Klassen A1 und A2 für den Endverbraucher und die Industriepellets der Klasse B. Klassen A1 und A2 unterscheiden sich zum Beispiel in Durchmesser und Wassergehalt wie auch beim maximal erlaubten Abrieb durch den Transport der Holzpellets. Zudem wird die gesamte Prozesskette überwacht – Pellets können über eine Identifikationsnummer bis zum Hersteller zurückverfolgt werden.
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Die Holz-Herkunft ist entscheidend
Holz ist ein ständig nachwachsender Rohstoff und somit nachhaltig. „Unschlagbar sind die kurzen und schnellen Wege beim Holzeinkauf. Holz braucht nicht über tausende von Kilometern gefahren zu werden“, heißt es bei den positiven Eigenschaften von Holzheizungsanlagen. Entsprechend gering sei die ökologische Belastung durch Gewinnung, Transport und Verarbeitung. Brennholz sei regional überall verfügbar.
Stimmt! In Deutschland gibt es rund 11,4 Millionen Hektar Wald. Das entspricht etwa 32 Prozent der Gesamtfläche des Landes und circa 3,7 Milliarden Festmeter Holzvorrat. Aber das ist eine Milchmädchenrechnung. Wollte man – beim heutigen Bedarf an Heizenergie – alle unsere Wohngebäude mit Holz beheizen, wäre der deutsche Wald in fünf bis zehn Jahren verschwunden. Unser Holzvorrat ist nicht unendlich! Der BUND warnt: „Unsere Maßgabe muss sein, höchstens so viel heimisches Holz zu verfeuern, wie nachwächst. Nur dann nutzen wir diesen Rohstoff nachhaltig und annähernd CO2-neutral.“
Nachwachsendes Holz deckt aber gerade einmal fünf Prozent unseres derzeitigen Energieverbrauchs. 2019 wurden 2,5 Millionen Tonnen Brennholz, Sägespäne oder Abfälle nach Deutschland importiert. Dabei wurde das Brennholz um die halbe Welt verschifft. Doch lange Transportwege und Umweltschutz passen nicht zusammen. Heizen mit Holz kann dem Klimaschutz dienen, wenn das Holz nachhaltig gewonnen wird und wieder nachwachsen darf. Doch die beliebten Holzpellets kommen zunehmend aus dem Ausland oder gar Übersee, und das oft aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft.
Der richtige Umgang mit Holz
Auch für die Verwendung von Holzbrennstoffen gilt: Die verwendeten Brennstoffe müssen für den Ofen oder die Heizungsanlage geeignet sein. Das heißt zum Beispiel, dass Kohleöfen nicht mit Holz oder Scheitholzöfen nicht mit zu großem, zu feuchtem oder zu viel Holz beheizt werden sollten. Die Bedienungsanleitung gibt Auskunft, welche Brennstoffe geeignet sind. Außerdem gibt sie Hinweise über die richtige Bedienung um Anwendungsfehler, wie beispielsweise Überfüllen der Feuerungsanlage, zu spätes Nachlegen oder falsches Anzünden des Brennstoffes zu vermeiden.
Bereits beim Kauf ist darauf zu achten, dass das Holz oder die Pellets aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Es darf nur – wie gesetzlich vorgeschrieben – trockenes und geeignetes Brennholz in den Ofen, beziehungsweise Pellets nach EU-Norm in die Heizungsanlage. Feuchtes Holz, Pellets oder Holzabfälle sind tabu! Reisig, dünne Äste und morsches Biotopholz sollten im Wald bleiben.
Die richtige Lagerung von Brennholz ist wichtig, damit das Holz unter optimaler Wärmeabgabe möglichst emissionsarm verbrennt. Frisch geschlagenes Holz enthält zwischen 45 und 60 Prozent Wasser. Bei optimaler Trocknung sinkt dieser Wasseranteil auf 15 bis 20 Prozent. Damit das Brennholz richtig durchtrocknen kann, sollten es an einem gut durchlüfteten, trockenen Platz gestapelt werden und – je nach Holzart – ein bis zwei Jahre lang trocknen.
Fazit: Wer einen modernen Ofen oder Kessel mit sehr guter Rauchgasreinigung betreibt, am besten mit dem Gütesiegel „Blauer Engel“, und den richtigen Umgang mit Scheitholz oder Holzpellets berücksichtigt, darf durchaus ein gutes Öko-Gewissen haben. Denn Holz bleibt ein klimaneutraler Brennstoff, der nur die CO2-Menge beim Verbrennen freisetzt, die er während seiner Wachstumsphase als Baum der Atmosphäre entzogen hat. Wer „Bedienungsfehler“ vermeidet, hält die Abgabe von Emissionen in die Umwelt im Durchschnitt sogar geringer, als bei anderen Brennstoffen.
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