Unterschied Erdgas – Flüssiggas

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In Deutschland heizen viele Millionen Haushalte mit einer Gasheizung. Manche verwenden Erdgas, andere wiederum Flüssiggas. Beides sind zuverlässige Brennstoffe. Doch worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Erdgas und Flüssiggas? Wir zeigen es Ihnen.

Der erste Unterschied besteht in der chemischen Summenformel

Wer sich die chemische Zusammensetzung von Erdgas und Flüssiggas anschaut, wird feststellen, dass beide Stoffe nicht dieselben sind. Erdgas besteht überwiegend aus Methan. Es hat die chemische Summenformel CH4. Flüssiggas hingegen enthält überwiegend Propan und hat somit die Summenformel C3H8.

Was ist Flüssiggas?
Was ist Flüssiggas?

Während Methan über Bohrungen oder andere Methoden direkt aus der Erde gewonnen wird, sind Propan oder auch Butan Nebenprodukte der Erdöl- oder Erdgasförderung. Vor vielen Jahren wurden Butan und Propan ungenutzt abgefackelt oder in die Atmosphäre geblasen. Heute findet vor allem das Flüssiggas Propan Anwendung beim Heizen. Auch für Gasflaschen in Campingkochern oder Imbissen wird Propan oder Butan genutzt.

Oberirdische Flüssiggastanks © Maciej, stock.adobe.com
Oberirdische Flüssiggastanks © Maciej, stock.adobe.com

Erdgas ist eine Kohlenwasserstoffverbindung, die aus unterirdischen Lagerstätten stammt

Erdgas ist auf ähnliche Weise entstanden wie Erdöl oder Kohle. Unter hohem Druck und entsprechend hohen Temperaturen wurden abgestorbene Lebewesen und Pflanzen zusammengedrückt. Unter diesen Bedingungen haben sich Kohlenwasserstoffe entwickelt.

Gewinnung von Erdgas
Gewinnung von Erdgas

Der Hauptbestandteil von Erdgas ist das Methan. Abhängig von der Lagerstätte gibt es jeweils unterschiedliche Beimengungen. So ist Methan selbst z. B. geruchlos. Kommt es aber in der Tiefe mit Schwefelwasserstoff oder Ammoniak in Verbindung, kann es sehr streng riechen. Nach der Gewinnung von Erdgas wird es deshalb in unterschiedlichen Stufen aufbereitet. Dementsprechend ist z. B. Ammoniak wiederum ein Nebenprodukt der Erdgasförderung.

Erdgas lässt sich in zwei Hauptgruppen einteilen. Die Einteilung erfolgt anhand des Methan-Anteils, der den Heizwert des Gases bestimmt. Erdgas L (low = niedrig) hat einen niedrigen Methan-Gehalt, während Erdgas H (high = hoch) einen höheren Methan-Anteil hat.

Erdgas in Deutschland: Herkunft und Qualität
Erdgas in Deutschland: Herkunft und Qualität

Flüssiggas ist ein typisches Nebenprodukt von Kokereien oder in Raffinerien, wenn Erdgas und Erdöl aufbereitet werden. Das so entstehende Propan oder Butan ist schwerer als Luft und sinkt entsprechend ab.

Bei der Verarbeitung von Rohöl wird dieses bis zu seinem Siedepunkt destilliert und erhitzt. Die hohen Temperaturen sorgen dafür, dass sich einige Bestandteile aus dem Rohöl lösen und gasförmig werden. Beim Abkühlen werden diese Stoffe wieder aufgefangen und zu Kondensat. Eines dieser Kondensate ist schließlich das Flüssiggas. Wie auch Erdgas wird Flüssiggas nach der Kondensierung gereinigt.

Herstellung von Flüssiggas
Herstellung von Flüssiggas

Flüssigerdgas ist nicht gleich LNG

Auch wenn es auf den ersten Blick dasselbe sein mag, LNG und Flüssigerdgas sind zwei unterschiedliche Produkte. Flüssiggas ist ein Nebenprodukt der Erdgas- oder Erdölförderung. Bei LNG handelt es sich um „Liquified Natural Gas“. Auf Deutsch übersetzt „verflüssigtes Erdgas“, also Methan. Länder wie die USA oder die Vereinigten Arabischen Emirate müssen ihr Erdgas verflüssigen, um es per Schiff in andere Länder schicken zu können. LNG wird z. B. an den neu entstandenen Terminals in der Nordsee gelöscht, von wo es dann aus seiner flüssigen wieder in die Gasform gebracht und per Pipeline zu den Energieversorgern fließt. Flüssiggas hingegen wird direkt von Bohrinseln oder Raffinerien gewonnen und per Pipeline befördert.

LNG: Verflüssigtes Methangas auf der Reise
LNG: Verflüssigtes Methangas auf der Reise

Hier kommt ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen LNG und Flüssiggas zum Tragen. Während Flüssiggas wie Propan oder Butan bereits bei Raumtemperatur und einem Druck von sechs bis acht bar flüssig wird, ist für Methan ein Druck von mindestens 200 bar notwendig, um das Gas zu LNG zu machen. Hier besteht der große Vorteil von Flüssiggas, denn es verliert bei niedrigem Druck schnell an Volumen und lässt sich auf diese Weise einfach in Flaschen oder Tanks transportieren.

Flüssiggastank © Peter38, stock.adobe.com
Flüssiggastank © Peter38, stock.adobe.com
Flüssiggas begegnet uns in vielen Anwendungsfällen
Flüssiggas begegnet uns in vielen Anwendungsfällen

Flüssiggas wird über Tankwagen verteilt, Erdgas über Pipelines und ein Verteilernetz

Erdgas wird durch Förderung aus dem Boden oder Quarzsand gewonnen und viele Kilometer über Pipelines transportiert. Alternativ wird es verflüssigt und als LNG zu den Abnehmern gebracht. Verbraucher erhalten Erdgas hingegen immer über ein Leitungsnetz des Energieversorgers.

Flüssiggas hingegen wird schon direkt von Bohrinseln oder Fördertürmen flüssig per Schiff oder LKW in Tanks transportiert. Verbraucher haben dann eigene Gastanks, in welchen das Flüssiggas zum Heizen gelagert wird.

Auf diese Weise ist es möglich, Gasheizungen auch in Gebieten ohne Gasversorger und Gasleitungen zu betreiben. Flüssiggas ermöglicht dadurch eine gewisse Autonomie von Gasnetzbetreibern.

Flüssiggas Tanklaster © Yuri Bizgaimer, stock.adobe.com
Flüssiggas Tanklaster © Yuri Bizgaimer, stock.adobe.com

Flüssiggas und Erdgas haben unterschiedliche Brenn- und Heizwerte

Hinsichtlich ihrer Brenneigenschaften sind Flüssiggas und Erdgas ähnlich. Bezüglich Brennwert und Heizwert unterscheiden sich die Gase jedoch deutlich. Butan und Propan haben einen mehr als dreifach bzw. doppelt so hohen Brenn- und Heizwert. Somit ist für dieselbe Energieausbeute weniger Propan oder Butan notwendig. Tanks für Flüssiggas können dementsprechend bei geringerem Volumen einen höheren Heizwert liefern.

Art des Gases Brennwert Hs in kWh/m3 Heizwert in Hi in kWh/m3
Erdgas L 9,8 8,9
Erdgas H 11,4 10,4
Propan 28,3 25,9
Butan 37,2 34,4

Sonderfall Bio-Flüssiggas

Erdgas ist ebenso wie konventionelles Flüssiggas ein fossiler Brennstoff. Flüssiggas kann jedoch auch als Nebenprodukt von Biokraftstoffen gewonnen werden. Diese werden z. B. mit Hilfe von Pflanzen wie Raps oder Getreide erzeugt. Es unterscheidet sich damit vom Biogas, das mit Hilfe von Biogasanlagen hergestellt wird. Biogasanlagen liefern überwiegend Methan.

Fazit: Flüssiggas als Alternative, wenn es kein Gasnetz gibt

Wenn es um das Heizen mit Gas geht, ist Flüssiggas immer dann notwendig, wenn vor Ort kein Gasnetz genutzt werden kann. Geht es um Nachhaltigkeit, können Hausbesitzer in diesem Fall aber auch überlegen, ob eine Wärmepumpe in Kombination mit Solarthermie und einer PV-Anlage besser geeignet ist, um sich autark mit Wärme zu versorgen.

Flüssiggasheizung: Gasheizung auch ohne Anschuss an das Gasnetz
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Flüssiggas in Flaschen © Reinald Döring, stock.adobe.com
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