Sorgsamer Umgang mit Wasser statt Sparen um jeden Preis
Gastbeitrag von Astrid Hackenesch-Rump, Berliner Wasserbetriebe im Rahmen der Artikelserie „Wasser sparen„
Die Autorin ist Pressesprecherin der Berliner Wasserbetriebe. Das Unternehmen ist der größte integrierte Wasserver- und Abwasserentsorger Deutschlands. Die Berliner Wasserbetriebe versorgen in Berlin und Brandenburg aus neun Wasserwerken rund 3,5 Millionen Menschen mit Trinkwasser und entsorgen in sechs Klärwerken das Abwasser von rund 4 Millionen Menschen.
Was landauf, landab unter dem Stichwort „Wassersparen“ Schlagzeilen macht, bezeichnen die Berliner Wasserbetriebe eher als nachhaltigen und sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser. Diese Ressource ist eine regionale, sie entstammt Wasserkreisläufen, die in Berlin zum Beispiel ganz anders aussehen als etwa in München oder Frankfurt. Die Hauptstadt bezieht ihr Wasser – und das ist für eine Metropole dieser Größe eine Besonderheit – aus eigenen Grundwasservorräten. Diese speisen sich aus einem natürlichen regionalen Kreislauf, dessen Schutz und Erhalt ein Kernanliegen der Berliner Wasserbetriebe ist. Denn wir verbrauchen Wasser nicht, sondern leiten es nach Gebrauch gereinigt in den natürlichen Wasserkreislauf zurück. In Berlin herrscht keinerlei Wasserknappheit, und das hat drei Gründe: 1. die geologisch günstige Lage im Berlin-Warschauer Urstromtal. 2. das Klima. 3. die gegenüber 1989 halbierte Wassernutzung in der Millionenstadt.
All dies führt dazu, dass wir in Berlin auch an heißen Sommertagen nicht unter Trinkwassermangel leiden – im Gegenteil: Die Notwendigkeit zu so genanntem Grundwassermanagement (meint Abpumpen und Wegschütten) steigt stetig. Das gilt im Grundsatz auch für ganz Deutschland.
Warum Sparen Wasser teuer macht
Natürlich hat Wassersparen auch einen finanziellen Hintergrund – aber diese Medaille hat zwei Seiten. Denn durch die sinkende Wassernutzung steigt letztlich und paradoxerweise der Mengenpreis. Wie kommt das? Wenn durch nach wie vor länger werdende Rohr- und Kanalnetze stetig weniger Menge fließt, dann müssen die wachsenden Infrastrukturkosten durch schrumpfende Mengeneinheiten geteilt werden. Dass unter dem Strich die Gesamtkosten je Haushalt seit Jahren – gleiche Nutzungsmengen vorausgesetzt – in etwa gleich bleiben, wird kaum wahrgenommen, denn wer Menge spart, soll ja auch Geld sparen, oder?
Wir empfehlen deshalb, nicht am, sondern mit Wasser zu sparen, indem man seinen Durst mit gutem Trinkwasser statt teurem Mineralwasser stillt. Die Qualität ist mindestens genauso gut. Gleichzeitig ist es aber viel preiswerter und muss nicht über lange Entfernungen transportiert werden – das macht das Berliner Wasser auch noch ökologischer. Dazu ein weiteres Rechenbeispiel: 1.000 Kubikmeter Wasser kosten in Berlin inklusive der Kosten für dieselbe Menge Abwasser 4,63 Euro. Das ist pro Liter knapp ein halber Cent – Mineralwasser in der gleichen Menge ist um ein Vielfaches teurer.
Wasser schonen statt sparen
Kann man deshalb mit Wasser sorglos umgehen? Nein. Wasser soll man nicht verschwenden und vor allem möglichst sauber zurückgeben. Denn die bisherigen Klärwerke schaffen es nicht, alle Stoffe aus dem Abwasser herauszufilltern. Wenn man das doch will, dann ist eine weitere Reinigungsstufe notwendig. Und die ist richtig teuer und braucht vor allem viel Strom.
Sorgsamer, nachhaltiger Umgang mit Wasser heißt also nicht, an der Menge zu sparen, sondern es möglichst wenig mit Dingen zu befrachten, die nicht hinein gehören. Das Klo ist keine Müllkippe!