Die Anbieter der ersten energieautarken Häuser haben ambitionierte Pläne: Ein solches Musterhaus soll für sich selbst ausreichend Strom und auch Wärme produzieren, und im Optimalfall noch genügend Strom übrig haben, um ein Elektroauto anzutreiben.
Musterhaus in Lehrte bei Hannover
In Lehrte bei Hannover steht ein solches Musterhaus mit 162 Quadratmetern Wohnfläche.
Strom sparen – vom Kühlschrank bis zur intelligenten Gebäudesteuerung
Der Entwickler des energieautarken Musterhauses heißt Timo Leukefeld. Er hat das Haus zusammen mit den Firmen Solarwatt, Helma Massivbau und Sunstrom geplant und gebaut. Damit das Haus sich wirklich selbst versorgen kann, muss es nicht nur selbst Energie produzieren, sondern auch technisch zum Energiesparen optimiert sein. Die Verwendung ausschließlich energieeffizienter Geräte spielt hierbei eine Rolle sowie auch eine intelligente Gebäudesteuerung, die selbsttätig Fenster öffnen und schließen kann und alle im Stand-by laufenden Geräte ausschaltet. Laut Angaben des Betreibers reduziert sich der Stromverbrauch durch alle Maßnahmen auf 1.300 Kilowattstunden im Jahr anstelle von durchschnittlich 4.000 kWh.
Photovoltaik für Strom; Sonnenkollektoren und Holzvergaser für Wärme
Energieautarkes Haus © HELMA Eigenheimbau
Der Strom wird mithilfe von Solarkraft über eine dachintegrierte Photovoltaikanlage erzeugt, welche die Hälfte der Dachfläche beansprucht. Auf der anderen Hälfte befinden sich die Sonnenkollektoren, die das Wasser im 9.300 Liter umfassenden Tank erwärmen. Dieser Tank beansprucht einiges an Platz im Haus und reicht vom Erdgeschoss bis unters Dach. Die Wärme wird anschließend über eine Fußbodenheizung im Haus verteilt.
In den Wintermonaten ist zur Wärmeerzeugung zusätzlich ein Holzvergaser nötig, der Holz besonders effektiv verbrennt. Die Mauern sind zudem aus 42 Zentimeter dicken speziellen Ziegelsteinen, die über eine besonders hohe Dämmleistung verfügen sollen.
Blei-Akku-Speicher zur Stromspeicherung
Um den von der Sonne erzeugten Strom zu speichern wird ein Blei-Akku-Speicher benötigt, der die benötigte Energie zehn bis fünfzehn Tage speichern kann und den Platz von zwei Tiefkühltruhen einnimmt. Laut der Betreiber liefert dieser Speicher auch noch genügend Strom für ein Elektroauto. Um sich wieder aufzuladen, braucht der Speicher einen sonnigen Tag, in der Winterzeit auch mehrere Tage.
Solaranlage für zwei energieautarke Häuser in Freiburg in Betrieb genommen
Die Solaranlagen zweier energieautarker Häuser wurden in Freiburg im Juli bereits eingeweiht, die Häuser selbst sind noch im Rohbau, sollen aber im Herbst einzugsbereit sein. Damit sind dies die ersten energieautarken Häuser, die nicht nur als Musterhaus dienen. Mit im Boot ist hier auch die TU Bergakademie Freiberg, die rund 300 Messfühler im Gebäude installiert. Für die Einweihung der Solaranlage gab es prominenten Besuch: Bundesumweltminister Peter Altmaier kam extra nach Freiberg.
Kosten und technische Voraussetzungen für das energieautarke Haus
Das Musterhaus in Lehrte kostet inklusive Wassertank, Speicherbatterien und Solaranlage 363.000 Euro, die beiden Häuser in Freiburg haben jeweils ca. 400.000 Euro gekostet. Dazu kommen noch die Kosten für das Grundstück, dass mindestens 700 Quadratmeter umfassen sollte, um keinen Schatten durch umliegende Häuser zu erhalten. In teureren Gegenden können so 300.000 bis 700.00 Euro an Kosten dazukommen, in günstigeren Gegenden genügen auch 100.000 Euro und weniger.
Eine weitere Bedingung dafür, dass die Häuser auch wirklich energieautark sein können, ist die Möglichkeit, die Häuser nach Süden ausrichten zu können und ein Steildach mit mindestens 45 Grad Neigung, besser noch 62 Grad Neigung, aufzustellen.
Weitere Informationen:Informationen zum energieautarken Haus der Firma HELMA Eigenheimbau AG
