Seit Anfang 2022 explodieren die Kosten für Energie und das Thema Energiesparen ist in aller Munde. Ein Tipp zum Sparen lautet immer, die Heizung auszuschalten bzw. die Räume weniger zu heizen. Ganz klar ist: Wenn die Heizung nicht läuft, verbraucht sie auch keine Energie. Das spart zweifellos Geld ein, da Sie weniger Brennstoff benötigen. Es kann aber auch negative Folgen haben, wenn ein Haus dauerhaft nicht ausreichend geheizt wird. Zu niedrige Innentemperaturen beeinflussen nicht nur Wohlbefinden und Gesundheit, auch die Bausubstanz kann Schaden nehmen. Und das kostet letztlich mehr als eine gesunde Wohntemperatur durch ausreichendes Heizen zu gewährleisten.
Ab welcher Außentemperatur muss geheizt werden?
Eine klare Regel, ab welcher Außentemperatur die Heizung eingeschaltet werden muss, gibt es nicht. Die Grenze, ab wann es in den Innenräumen zu kalt wird, hängt von drei Kriterien ab.
1. Alter des Hauses und energetischer Zustand
Der Energieverbrauch von Häusern hängt entscheidend vom Baujahr ab. Grob gesagt, benötigen ältere Häuser mehr Energie, der Energieverlust durch die Gebäudehülle ist größer. Je schlechter die Gebäudehülle gedämmt ist, umso früher muss geheizt werden. Folgende Empfehlungen geben Experten, um Schäden am Haus zu vermeiden:
Baujahr bzw. Gebäudestandard | Außentemperatur, ab der spätestens geheizt werden sollte |
---|---|
vor 1977 saniert | 15 °C |
zwischen 1977 und 1995 saniert | 14 °C |
ab 1995 nach EnEv | 12 °C |
Niedrigenergiehäuser | 11 °C |
Passivhäuser | 9 °C |
2. Gewünschte Innentemperatur in den Räumen
Das individuelle Temperaturempfinden ist sehr unterschiedlich. Deshalb heizt der eine schon bei höheren Außentemperaturen als der andere, der sich eher bei niedrigeren Raumtemperaturen wohlfühlt. Aber es gibt auch klare Empfehlungen für optimale Raumtemperaturen:
Raum | Empfohlene Temperatur |
---|---|
Wohn- und Arbeitszimmer | 20 -22 °C |
Kinderzimmer | 22 °C |
Schlafzimmer | 17 -18 °C |
Küche | 18 °C |
Badezimmer | 23 °C |
3. Gebäudeart: freistehend, angebaut oder Mehrfamilienhaus?
Entscheidend für die Temperatur im Haus und damit auch die Außentemperatur, ab der geheizt werden muss, ist auch die Art des Gebäudes. In einem freistehenden Einfamilienhaus geht durch die vier Außenwände mehr Energie verloren als bei einer Doppelhaushälfte. Noch besser sieht es für Reihenmittelhäuser aus. Bei Mietwohnungen kann der Energiebedarf noch geringer sein, weil die Nachbarn von oben, unten und der Seite Wände, Decke und Boden mit heizen.
Kann der Vermieter einfach die Heizung abdrehen?
Wer als Eigentümer im eigenen Haus lebt, kann immer dann die Heizung ein- oder ausschalten, wenn er will. Es gibt keine Vorschriften, wann das eigene Haus geheizt werden darf oder muss und wann nicht.
Bei Mietverhältnissen sieht es anders aus. Vermieter müssen in Wohnungen für eine Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad sorgen. Daran hat sich bisher trotz Energiekrise nichts geändert. Nachts genügen nach Ansicht einiger Gerichte auch Temperaturen von 17 Grad. Das entspricht auch dem, was einige große Wohnungsunternehmen angesichts der Gaskrise für den Winter 2022/23 angekündigt haben. Die Temperatur von mindestens 20 Grad gilt tagsüber zwischen 6 und 23 Uhr.
Während also der Vermieter die Heizung nicht komplett abdrehen darf, um Heizkosten zu sparen, gilt dasselbe auch für Mieter. Zwar können Mieter an ihren Heizkörpern die Temperatur einstellen, die sie möchten, gleichzeitig darf die Temperatur aber nicht so niedrig sein, dass sich in den Räumen Schimmel bilden kann.
Was hat eine niedrige Innentemperatur für Folgen?
Bei zu niedrigen Innentemperaturen besteht die Gefahr, dass sich an den kühlen Außenwänden Schimmel bildet. Das liegt daran, dass wärmere Luft mehr Luftfeuchtigkeit speichern kann als kühlere. Sind die Außenwände nun kalt und im Haus steigt die Temperatur, dann kann die Luftfeuchte an den kühlen Wänden kondensieren, das heißt, die Wände werden feucht. Damit steigt die Gefahr der Schimmelbildung. Es ist also wesentlich, Wohnung oder Haus nicht zu stark auskühlen zu lassen, um Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Schimmel ist zudem gesundheitsgefährdend.
Mit welchen Maßnahmen finde ich die richtige Temperatur und kann trotzdem sparen?
Wie beschrieben, hängt die richtige Temperatur vom Gebäude und vom persönlichen Empfinden ab. Wer die richtigen Raumtemperaturen erzielen will, und zwar jederzeit und unabhängig von den Außentemperaturen, kommt an der Heizkennlinie der Heizungsanlage nicht vorbei. Dies gilt für witterungsgeführte Heizungsanlagen.
Mit der Heizkennlinie wird die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage geregelt. Bei niedrigeren Außentemperaturen steigt diese und die Heizkörper geben auch bei minus 20 Grad die richtige Wärme ab, um eine Innentemperatur von plus 20 Grad zu erreichen. Die Heizkennlinie oder Heizkurve einzustellen ist eine Aufgabe für Fachleute, Eigentümer können sich auch daran versuchen, die Heizkennlinie selbst zu optimieren.
Mieter haben allerdings keine Möglichkeit, die Heizkurve zu optimieren. Für Mieter ist es sinnvoll, die optimalen Raumtemperaturen mit den Heizthermostaten zu erreichen. Besonders genau und sparsam lässt sich mit programmierbaren Thermostaten die Raumtemperatur regeln, sodass Räume immer dann wärmer werden, wenn man sich darin aufhält und zu allen anderen Zeiten kühler sind.
Fazit: Mindesttemperaturen sollten nicht unterschritten werden
Auch wer besonders sparsam mit der kostbaren Heizenergie umgehen möchte, sollte seine Räume richtig beheizen. Bestimmte Mindesttemperaturen in den Innenräumen sind notwendig, um die Schimmelgefahr zu bannen. Der richtige Zeitpunkt zum Heizen ist gekommen, wenn die Innentemperatur unter 16 Grad fällt. Das ist in gut gedämmten Häusern erst bei ziemlich niedrigen Außentemperaturen der Fall, schlecht gedämmte Altbauten müssen dagegen schon bei höheren Außentemperaturen beheizt werden.
Heizkosten sparen: Wertvolle Tipps für wenig Geld
Einfache Tipps für ein warmes Zuhause ohne großen Aufwand Ob es im Raum warm und gemütlich ist, hängt nicht nur… weiterlesen