Heizungscheck © VdZ
Um die Effizienz eines Heizungssystems beurteilen und mögliche Optimierungspotenziale offenlegen zu können, sollte zunächst einmal der Ist-Zustand analysiert werden. Hier hat sich zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Blick auf einzelne Komponenten zwar hilfreich, aber nicht ausreichend ist. Nur wenn das System mit all seinen Bestandteilen optimal eingestellt und auf die Bedürfnisse des Hausbesitzers oder Mieters abgestimmt ist, kann eine unnötige Energie- und Geldverschwendung vermieden werden. Seit 2008 wird in Deutschland ein ganzheitlicher Heizungs-Check angeboten, der sich nach EU-Vorgaben richtet. National sind sie in den Standard DIN EN 15378 eingeflossen. Erarbeitet wurde er von der Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ). Der Vorteil des Heizungs-Checks nach DIN ist, dass er normiert anhand von Checklisten Stärken und Schwächen der Anlage aufdeckt und sich daraus konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen.
Heizungscheck kontrolliert © VdZ
Wie läuft der Heizungs-Check ab?
Die Bewertung des Heizungssystems gliedert sich in drei Bereiche: die Wärmeerzeugung, die Wärmeverteilung und die Wärmeübergabe. Insgesamt sind 100 Punkte zu vergeben. Das Ziel ist, dass die Null steht: Das würde bedeuten, dass das gesamte System optimal eingestellt ist. Je höher die Punktzahl in einem Einzelbereich ist, desto größer ist das konkrete Verbesserungspotenzial. Zur Untersuchung zählen sowohl diverse Messungen als auch die Sichtinspektion aller relevanten Komponenten.
Die Wärmeerzeugung
Heizungscheck Wärmeerzeugung © ZVSHK
Die Wärmeerzeugung fließt fast zur Hälfte in das Ergebnis ein, und das aus gutem Grund: Sie ist das Herzstück einer effizient arbeitenden Heizungsanlage – und bietet meist großen Spielraum für Verbesserungen. Im Detail werden bei der Inspektion der Abgasverlust, der Oberflächenverlust des Wärmeerzeugers, der Ventilationsverlust, die Brennwertnutzung, eine mögliche Kesselüberdimensionierung sowie die Regelung überprüft. Beispiel Oberflächenverlust: Hier wird unter anderem die Kesseloberfläche in Einheiten eingeteilt und mit einem Temperaturfühler abgetastet. Die Experten berechnen daraus in Bezug auf die Nennwärmeleistung die Heizenergie, die an die Umgebungsluft abgegeben wird und dem System damit verlorengeht. Liegt die Punktzahl zu hoch, könnte beispielsweise eine Kesseldämmung für mehr Effizienz sorgen.
Die Wärmeverteilung
Check Wärmeverteilung © Gina Sanders fotolia.com
Im zweiten Abschnitt der Untersuchung werden die Heizungspumpe und die Rohrleistungsdämmung auf den Prüfstand gestellt. Darüber hinaus wird anhand vorgegebener Kriterien festgestellt, ob die Heizungsanlage hydraulisch abgeglichen ist oder nicht. Der hydraulische Abgleich ist eine der wichtigsten Maßnahmen einer Heizungsoptimierung.
Bei der Pumpe interessiert den Prüfer vor allem, ob sie richtig dimensioniert ist. Um das zu beurteilen, wird die Leistungsangabe der Umwälzpumpe mit der erforderlichen Soll-Leistungsaufnahme verglichen. In manchen Fällen hilft hier schon eine korrigierte Einstellung weiter, bei größeren Abweichungen kann auch ein Austausch der Pumpe infrage kommen.
Auch die Rohre und Leitungen sind wichtige Bestandteile des Heizungssystems und können, wenn sie falsch verlegt oder nicht richtig gedämmt sind, für einen hohen Wärmeverlust auf dem Weg zu den Heizkörpern verantwortlich sein. Anhand eines Sichttests fällt erfahrenen Heizungstechnikern schnell auf, wo Optimierungsbedarf besteht.
Die Wärmeübergabe
Heizungscheck Wärmeübergabe © VdZ
Der dritte Teil der Inspektion fließt zwar nur mit maximal 15 Punkten in die Bewertung ein, kann jedoch ebenfalls signifikante Einsparmöglichkeiten aufzeigen. Hier liegt besonderes Augenmerk auf dem Handrad und den Thermostaten, die mittlerweile sogar automatisiert oder per Funk gesteuert werden können. Lesen Sie dazu bitte das letzte Kapitel unseres Ratgebers. In die Analyse werden sowohl die Heizkörper als auch eventuell vorhandene Flächenheizungen, etwa eine Fußbodenheizung, einbezogen.
Kosten und Nutzen eines Heizungs-Checks nach DIN EN 15378
Anhand des Inspektionsberichts kann der Eigentümer oder Mieter sofort erkennen, wo die Schwachpunkte seiner Heizungsanlage liegen und wie sie insgesamt, auf einer Skala von 0 bis 100, abschneidet. Selbst wenn alle Einzelkomponenten einwandfrei arbeiten sollten: Die Prüfung beinhaltet eine realistische Einschätzung über die Leistung der gesamten Anlage und den individuellen Bedarf. Auch ein funktionierendes Heizungssystem kann zur Geldschleuder werden, wenn es viel zu groß dimensioniert ist.
Darüber hinaus gibt es zwei weitere Gründe, die für einen Heizungs-Check sprechen. Zum einen fordert eine EU-Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, dass Anlagen, deren Wärmeerzeuger älter als 15 Jahre alt ist und die mehr als 20 Kilowatt Nennleistung aufweisen, zumindest einmal inspiziert werden sollten. Zum anderen spielt die Wärmedämmung von Gebäuden, nicht zuletzt im Zuge der Energiewende, eine immer größere Rolle für Immobilienbesitzer in Deutschland. Wer viel Geld in eine energetische Sanierung des Gebäudes steckt, für den zahlt sich die Optimierung der Heizungsanlage gleich doppelt aus.
Der Test dauert in der Regel rund eine Stunde und wird unter anderem von Heizungs- und Sanitärfachbetrieben sowie Schornsteinfegern angeboten. Die Wahl eines zertifizierten Handwerkers beziehungsweise des Mitglieds einer Innung stellt sicher, dass die Inspektion fachmännisch durchgeführt wird. Je nach Größe des Hauses ist mit durchschnittlichen Kosten zwischen 100 und 200 Euro zu rechnen. Je älter die Anlage ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Investition schnell bezahlt macht.
Weiterführende Informationen:
Sie wollen ganz genau wissen, wie der Fachmann zu seiner Bewertung kommt? Im Leitfaden zum Heizungs-Check nach DIN EN 15378 vom VdZ sind die Verfahren und Berechnungsgrundlagen ausführlich dargestellt.