Warmwasserkosten: So werden sie berechnet und so schätzen Sie Ihren Verbrauch ein
Bei den hohen Energiepreisen versuchen viele Menschen, ihren Warmwasserkonsum zu reduzieren. Doch wie wird der Warmwasserverbrauch abgerechnet? Und was kostet einmal Baden oder Duschen? Wir klären im folgenden Artikel auf.
Wie werden Warmwasserkosten laut Gesetz berechnet?
In den meisten Wohnungen und Häusern dient die Heizungsanlage sowohl Heizzwecken als auch der Warmwasserzubereitung. Die Heizkostenverordnung regelt, wie die Kosten zu berechnen und zu trennen sind. Demnach müssen Vermieter zwischen Warmwasser- und Heizkosten unterscheiden, um den Wärmeverbrauch für die Räumlichkeiten ermitteln zu können.
Die Begründung des Gesetzgebers lautet, dass Mieter so eine bessere Vorstellung über den Energieverbrauch ihrer Wohnräume bekommen sollen. Dabei zieht man die zur Wassererwärmung erforderliche Wärmemenge von der gesamten verbrauchten Wärme erhält so den Wärmeverbrauch der Heizung.
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Seit 2014 sind Vermieter dazu verpflichtet, einen separaten Wärmezähler zu installieren, um den Warmwasserverbrauch ihrer Mieter zu ermitteln. Der Wärmemengenzähler wird von einem Heizungsinstallateur eingebaut und misst sowohl den Volumenstrom (Wassermenge) als auch den Temperaturunterschied zwischen dem einströmenden Kaltwasser und dem verbrauchten Warmwasser.
Genauso wie bei der Heizkostenabrechnung teilt man die Gesamtkosten für die Warmwassererwärmung in Grund- und Verbrauchskosten. Der jeweilige Anteil variiert je nach Mietvertrag zwischen 50/50, 40/60 oder 30/70 Prozent.
Mithilfe des Wärmemengenzählers lässt sich die zur Warmwasserbereitung verbrauchte Energie ermitteln. Hinzu kommen die Kosten für Wasser und Abwasser, die je nach Gemeinde variieren.
Wie berechnet man Warmwasserkosten ohne Wärmemengenzähler?
Sind die Kosten für den Einbau eines separaten Wärmemengenzählers unverhältnismäßig hoch, darf der Vermieter auch die für die Wassererwärmung verbrauchte Energie mittels folgender Formel abschätzen:
Q = 2,5 x V x (TW-10)
Die unterstehende Tabelle erläutert die einzelnen Faktoren.
Q | Wärmemenge in Wattstunden (Wh). Dabei entspricht eine Wattstunde 3.600 Joule |
2,5 | Faktor, der die spezifische Wärmekapazität von Wasser cW (4,18 KJ/kg*K) und einen durchschnittlichen Wirkungsgrad der Heizungsanlage von 46 Prozent berücksichtigt. Das hat den Hintergrund, dass in der Erwärmungsvorrichtung (Wärmetauschern) immer Verluste stattfinden |
V | Erwärmte Wassermenge in Kubikmetern. Es gilt: 1 m3= 1.000 l = 1.000 kg |
TW-10 | Unterschied zwischen der Temperatur von Warm- und Kaltwasser. Dabei nimmt man an, dass das zu erwärmende Kaltwasser im Mittel eine Temperatur von 10 Grad Celsius hat. |
Wie schätzt man die Warmwasserkosten, wenn die Warmwassermenge nicht bekannt ist?
Ist auch der Warmwasserverbrauch für die einzelnen Wohneinheiten nur mit sehr hohem Aufwand messbar, darf die Abrechnung flächenabhängig erfolgen. Die Formel lautet dabei:
Q = 32 x AWohn
wobei AWohn die Wohn- oder Nutzfläche darstellt. Erfolgt die Warmwasserbereitung mittels einer erdgasbetriebenen Anlage, multipliziert man die ermittelte Wärmemenge Q mit 1,11. Handelt es sich um eine eigenständige gewerbliche Wärmelieferung, teilt man durch 1,15.
Was darf der Vermieter bei der Warmwasserabrechnung auf den Mieter umlegen?
Jenseits der verbrauchs- und flächenabhängigen Kosten enthält die Warmwasserabrechnung meist auch andere Posten, die zu den Grundkosten zählen. Auch diese Kosten muss der Mieter tragen, zum Beispiel:
- die Kosten für den Betrieb einer zentralen Warmwasserversorgungsanlage, z.B. die Stromkosten der Umwälzpumpe
- die Kosten für die Wartung der Warmwassergeräte, etwa für die jährliche Prüfung der Gastherme
- die Kosten für verbundene Anlagen, die gleichzeitig Heizwärme und Warmwasser bereitstellen
Was kostet Baden und Duschen? Eine Beispielrechnung
Die seit Ende 2021 stark gestiegenen Rohstoffpreise führen dazu, dass viele Mieter und Eigentümer versuchen, ihren Warmwasserverbrauch zu drosseln. Dabei haben viele jedoch nur eine ungenaue Vorstellung darüber, was ein Bad oder eine Dusche kosten. Es ist allerdings nicht schwierig, das grob zu berechnen. In unserem Beispiel wollen wir herausfinden, wie viel wir für 10 Minuten Duschen oder eine Entspannungsbad ausgeben.
Kosten für Zu- und Abwasser
Zunächst müssen wir herausfinden, wie viel Wasser wir zum Duschen oder zum Baden benötigen. Ein Sparduschkopf verbraucht 6 bis 8 Liter pro Minute, ein normaler Duschkopf 12 bis 15. Wollen wir eine Badewanne mit Standardmaßen füllen, brauchen wir 180 Liter.
Sobald wir den Wasserhahn öffnen, entstehen sowohl Kosten für das gelieferte Wasser als auch für das Wasser, das durch den Abfluss zurück in die Kanalisation fließt. Die Wasserbetriebe reden dabei von Trinkwasser- und Schmutzwassergebühren. In Berlin betragen sie (Stand: 2022) 1,813 €/m3 für das Trinkwasser und 2,155 €/m3 für das Schmutzwasser.
Somit zahlen wir bei einer zehnminütigen Dusche ohne Duschsparkopf (Verbrauch: 12 Liter pro Minute) allein für das Zu- und Abwasser 0,48 €, bei einem Bad sind es 0,71 €.
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Wie viel Warmwasser brauchen wir zum Baden und Duschen?
Bei alten Duscharmaturen muss man Warm- und Kaltwasser separat öffnen und experimentieren, um eine angenehme Wassertemperatur zu erreichen. Modernere Mischbatterien vermischen Warm- und Kaltwasser, ohne dass wir es merken.
Möchten wir jedoch die Kosten für die Warmwasserbereitung wissen, müssen wir klären, wie viel Warmwasser wir überhaupt für unsere Dusche brauchen. Alle Durchlauferhitzer, Boiler und Heizkessel erwärmen das Wasser auf mindestens 60 Grad Celsius. Das dient dem Schutz vor gefährlichen Bakterien, unter anderem Legionellen, die erst ab dieser Temperatur absterben.
Die Formel, die wir brauchen, lautet:
mW = (mG (TG-TK))/(TW-TK)
mit
mG | Gesamtwassermenge |
TK | Gewünschte Wassertemperatur. Dabei gehen wir von 38 Grad Celsius aus. Im Schnitt empfinden die meisten Menschen diese Wassertemperatur als ideal zum Baden und zum Duschen. TK Kaltwassertemperatur. Hier nehmen wir 10 Grad Celsius an. Im Sommer kann der Wert aber höher sein. |
TW | Temperatur des zubereiteten Warmwassers = 60 Grad Celsius. Somit brauchen wir in unserem Beispiel 67,2 Liter Warmwasser, um 10 Minuten zu duschen. Baden wir lieber, verbrauchen wir 100,8 Liter Warmwasser. |
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Kosten für die Warmwasserbereitung
Jetzt können wir berechnen, was die Warmwasserbereitung kostet. Das Endergebnis ist dabei stark von der Art der Trinkwassererwärmung und vom Wirkungsgrad der Anlage abhängig.
Die Formel lautet:
P = (PE * cW * 0,000277778 * (Tw-10)* M)/η
PE | Energiepreis pro Kilowattstunde | |
cW | Spezifische Wärmekapazität von Wasser (4,18 KJ/kg*K) . Diese Konstante drückt aus, wie viel Energie nötig ist, um ein Kilogramm (ein Liter) Wasser zu erwärmen. | |
| Umrechnungsfaktor zwischen kJ und kWh | |
η | Wirkungsgrad der Warmwasseraufbereitung. Da kein System die Wärme 100 Prozent verwerten kann und immer Verluste auftreten, ist η immer < 1. | |
TW-10 | Temperaturunterschied zwischen Warm- und Kaltwasser. Auch hier nehmen wir an, dass das Kaltwasser im Mittel eine Temperatur von 10 Grad Celsius hat. | |
M | Warmwassermenge (in kg. Dabei gilt für Wasser: 1 l= 1 kg). Die Berechnung erfolgt, wie bereits oben erklärt, unter der Berücksichtigung der Mischverhältnisse von Warm- und Kaltwasser. |
In unserem Beispiel gehen wir von einer dezentralen Warmwasserbereitung mit Gasboiler aus, dessen Wirkungsgrad 84 Prozent beträgt. Laut dem Vergleichsportal Verivox betrug der durchschnittliche Preis für neue Gaskunden in Deutschland (Stand:24.11.2022) 0,1797 €.
Unter diesen Voraussetzungen betragen die Kosten der Warmwasserbereitung für unsere 10-minütige Dusche bei 38 Grad:
(0,1797 €/kWh*4,18 KJ/kg*K*0,000277778 kJ/kWh*28 K* 67,2 kg)/0,84 =0,47 €
Für die Badeoption ergeben sich mit einer ähnlichen Rechnung Kosten von 0,70 €.
Addieren wir die Kosten für die Warmwasserbereitung zu den am Anfang des Abschnitts berechneten Kosten für Zu- und Abwasser, kommen wir auf Gesamtkosten von 0,94 € für unsere Duschoption und 1,41 € für das gemütliche Bad.
Die Werte aus dieser Beispielrechnung sind jedoch nur exemplarisch und können erheblich variieren. Einen großen Einfluss hat der Wirkungsgrad der Warmwasserbereitung. Sinkt er auf 42 Prozent, beispielsweise weil bei einer zentralen Aufbereitung Wärme verloren geht und der Kessel ineffizient arbeitet, verdoppeln sich auch die Kosten für die Warmwasserbereitung.
Auf die Art ihrer Warmwasserbereitung haben Mieter keinen Einfluss, dafür auf die Temperatur. Wer etwa bei 30 Grad duscht, spart in unserem Beispiel 0,24 €. Bei einer täglichen Dusche summiert sich auf 87,60 Euro pro Jahr. Hartgesottene, die bei 20 Grad duschen, freuen sich am Ende des Jahres gar über ein Ersparnis von 149,65 Euro.
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