Zugegeben, dieser Gedanke liegt beim Öffnen manch überraschend hoher Energierechnung zunächst nahe: „Der Zähler muss defekt sein!“ Bei näherer Überprüfung stellen sich in der Regel jedoch andere Erklärungen als plausibler heraus. Strom-, Gas- und Heizungszähler werden geeicht und überprüft, bevor sie eingesetzt werden. Ihre Fehlerquote ist dementsprechend auch über viele Jahre gering. Dennoch kann es zu einem Defekt kommen. Wer aber vorschnell eine Prüfung veranlasst, muss die Rechnung selbst bezahlen, wenn sich der Zähler als korrekt funktionierend herausstellt. Wir erklären Schritt für Schritt, wie Sie bei einem Verdacht auf einen defekten Zähler am besten vorgehen.
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Schritt 1: Abrechnung genau prüfen
Ist der erste Ärger verflogen, sollten Sie die Abrechnung mit kühlem Kopf genau prüfen. Ist die Zählernummer korrekt angegeben? Manchmal kann es vorkommen, dass Zahlen verdreht oder verschiedene Zähler verwechselt wurden. Sind die Zählernummern korrekt, sollten die Anfangs- und Endstände des Berechnungszeitraums auf Richtigkeit überprüft werden. Wer Zählerstände selbst abgelesen hat, sollte diese Angaben mit denen in der Rechnung vergleichen.
Ohnehin empfiehlt es sich, Zählerstände regelmäßig abzulesen und an den Versorger zu melden. Das geht heutzutage meistens schnell und bequem online. Andernfalls kann es passieren, dass Verbräuche über einen längeren Zeitraum geschätzt werden – auf Basis der bisherigen Verbräuche oder denen der Vormieter beziehungsweise Vorbesitzer. Hat sich der eigene Verbrauch in der Zwischenzeit verändert, kann es zu größeren Differenzen kommen, die bei der nächsten Ablesung dann wieder ausgeglichen werden. Ein Beispiel: Wurde der Verbrauch in den vergangenen beiden Jahren geschätzt, hat er sich aber tatsächlich stark erhöht, wird bei der nächsten Ablesung dann eine höhere Nachzahlung fällig. Ob Verbräuche abgelesen oder geschätzt wurden, steht auf der Rechnung.
Beim Ablesen sollten Sie auch den Zähler einer genauen Sichtprüfung unterziehen. Stellen Sie fest, dass er manipuliert wurde, kann es sich um Energiediebstahl handeln. Das ist selten der Fall, aber nicht ausgeschlossen. Ein weiterer Grund für eine (zu) hohe Rechnung können gestiegene Energiepreise sein. Vergleichen Sie Ihre Verbrauchsdaten daher mit den Rechnungen aus den Vorjahren: Möglicherweise hat sich der Verbrauch nicht stark verändert, aber die Kosten sind gestiegen. Bei Gaszählern muss außerdem berücksichtigt werden, dass der Verbrauch nicht in Kilowattstunden, sondern in Kubikmetern gemessen und dann vom Versorger umgerechnet wird. Hier kann es leicht passieren, dass man Äpfel mit Birnen vergleicht.
Schritt 2: Eigenen Verbrauch überprüfen
Ist formal alles korrekt, sollte geprüft werden, ob die Rechnung nicht doch plausibel ist. Vielleicht hat sich der Verbrauch in den vergangenen Monaten tatsächlich deutlich verändert – beispielsweise, weil sich die Anzahl der Bewohner erhöht hat oder neue Geräte mit einem hohen Energieverbrauch angeschafft und in Betrieb genommen wurden. Ein Beispiel für erhöhte Stromrechnungen kann beispielsweise die Anschaffung eines E-Autos sein, das in der eigenen Garage geladen wird. Erhöhte Heizkostenrechnungen können unter anderem daraus resultieren, dass der letzte Winter erheblich kälter war als der vorherige.
Auch veränderte Lebensgewohnheiten, beispielsweise vermehrtes Arbeiten im Homeoffice, kann zu höheren Verbräuchen führen. Vielleicht wurden vor längerer Zeit auch die Einstellungen der Heizungsanlage angepasst, beispielsweise die Standard-Raumtemperatur erhöht? Ein einfacher Test für alle Zählerarten besteht darin, den Stand über zwei, drei Wochen täglich abzulesen. So kann hochgerechnet werden, ob der abgerechnete Verbrauch den realen Bedingungen entspricht oder doch unverhältnismäßig hoch ist.
Schritt 3: Technik überprüfen
Gehen Sie weiterhin von einem Fehler aus, sollten nun die Technik und die Installationen überprüft werden. Diese Prüfung kann allerdings nur in begrenztem Rahmen selbst durchgeführt werden. Bei einem zu hohen Stromverbrauch können Strommessgeräte zwischengeschaltet werden: Sie können für wenig Geld gekauft oder bei der Verbraucherzentrale ausgeliehen werden. Mitunter weisen Elektrogeräte Defekte oder Einschränkungen auf, die zu einem höheren Stromverbrauch führen, aber nicht sofort als solche erkannt werden. Hier sind diese Strommessgeräte Gold wert. Sie können beispielsweise bewusst machen, dass der Kühlschrank zu viel Strom zieht, weil er veraltet oder vereist ist. Darüber hinaus bleibt die Sichtkontrolle, etwa die Suche nach defekten Kabeln oder Wackelkontakten. Sie führt aber nur selten dazu, einen einzigen „Übeltäter“ für einen zu hohen Energieverbrauch auszumachen.
Außerdem kann man sich professionelle Unterstützung holen. Bei einem sogenannten E-Check werden elektrische Anlagen und Geräte professionell und normgerecht überprüft. Sie können technische Mängel in der Elektroinstallation einer Immobilie offenlegen, kosten aber zwischen 100 und 300 Euro. Daher sollten sie zunächst nur bei einem hinreichenden Verdacht beauftragt werden, dass der Fehler auch dort liegt. Gleiches gilt für den Heizungscheck für 100 bis 200 Euro, mit dem technische Mängel an oder in der Heizungsanlage festgestellt werden können. Er empfiehlt sich grundsätzlich auch, wenn die Anlage schon seit vielen Jahren nicht mehr richtig auf den Prüfstand gestellt wurde.
Schritt 4: Energieversorger kontaktieren
Haben die ersten drei Schritte nicht zu einer Erklärung für die ungewöhnlich hohe Rechnung geführt, ist es Zeit, den Versorger zu kontaktieren. Erläutern Sie ihm, was aus Ihrer Sicht falsch ist, welche Prüfungen Sie bereits selbst durchgeführt haben und zu welchem Ergebnis Sie gekommen sind. Häufig wird der Versorger noch einmal auf mögliche (weitere) Fehlerquellen hinweisen. Er kann gegebenenfalls auch eine Vor-Ort-Überprüfung des Zählers durch einen Techniker beauftragen.
Schritt 5: Zählerbefundprüfung veranlassen
Fruchtet das alles nichts – ist vielleicht doch der Zähler defekt. Als letzten Schritt können Sie eine sogenannte Zählerbefundprüfung beim zuständigen Messstellenbetreiber veranlassen. Er muss auf der Rechnung stehen, bei Zweifeln können Sie aber auch Ihren Versorger danach fragen. Die Kosten für eine solche Prüfung liegen bei rund 300 Euro und müssen zunächst selbst gezahlt werden. Der Zähler wird dafür ausgebaut und durch einen neuen ersetzt.
Der zu untersuchende Zähler wird an eine staatlich anerkannte Prüfstelle geschickt, die nach etwa acht bis zehn Wochen ein Ergebnis vorlegt. Nur wenn sich der Zähler am Ende tatsächlich als defekt herausstellt, übernimmt der Messstellenbetreiber die Kosten für die Prüfung. Das ist in der Praxis jedoch relativ selten. Daher sollte eine solche Prüfung nur beauftragt werden, wenn man die ersten vier Schritte befolgt hat und folglich sehr sicher ist, dass der Fehler wirklich am beziehungsweise im Zähler liegt.
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