Wasser sparen – mit oder ohne Verstand

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Wasser sparen – mit oder ohne Verstand?

Gastbeitrag von Prof. Dr. Hans-Curt Flemming, Universität Duisburg-Essen, Biofilm Centre im Rahmen der Artikelserie „Wasser sparen

Hans Curt Flemming

Wasser sparen – mit oder ohne Verstand?

Deutschland leidet nicht unter Wasserknappheit, und wenn die Modellrechnungen zum Klimawandel einigermaßen stimmen, dann wird das auch für die meisten Regionen des Landes so bleiben. Bei uns ist eher das Problem, die Qualität des Wassers aufrecht zu erhalten bzw. zu verbessern. Die Vermeidung von Verschmutzungen ist hier das oberste Gebot. Wasser sollte nicht unsinnig verbraucht, sondern verantwortungsvoll und nachhaltig verwendet werden. Das gilt ganz besonders für Trinkwasser, das in einigen Gegenden Deutschlands aus belasteten Rohwässern mit aufwendigen und teuren Methoden aufbereitet werden muss. Besonders wichtig ist dabei, die Kontamination des Rohwassers, aus dem das Trinkwasser gewonnen wird, von unerwünschten Chemikalien möglichst frei zu halten. Wie erfolgreich diese Strategie ist, hat z. B. die Verbesserung der Qualität von Rhein und Ruhr gezeigt.

Mal ohne Verstand

Es gibt immer wieder laute Stimmen, die dafür plädieren, das Wassersparen im Haushalt zu beenden, die Spartaste an der Toilette zu entfernen und das Wasser so kräftig laufen zu lassen wie früher, damit die Abwasserrohre wieder besser durchgespült werden. Das ist Unsinn, aus zwei Gründen: erstens sind die Abwasserrohre so groß dimensioniert, weil sie auch einen Starkregen auffangen müssen. Und zweitens ist es absurd, Trinkwasser mit High-Tech-Methoden aufzubereiten, um damit dann die Kanalisation zu spülen.

Wassersparen kann aber auch gesundheitliche Risiken bergen. Denken wir an Nutzungsmuster im Haushalt. Da gibt es Stillstandszeiten übers Wochenende, über (teilweise längere) Urlaube, in denen das Wasser in der Trinkwasser-Installation verbleibt. Oft sind hier auch weniger geeignete Materialien eingebaut, die das Wachstum von Mikroorganismen unterstützen. Dann kommt es sowohl zu Aufkeimungen als auch zur Anreicherung von Metallionen wie Kupfer oder Nickel und von organischen Substanzen, die aus Polymer-Werkstoffen abgegeben und nicht vom durchlaufenden Wasser verdünnt werden. Hier ist es wichtig, zunächst mehrere Minuten lang zu spülen, möglichst bis zur Temperaturkonstanz. Dies wird zwar als Wasserverschwendung empfunden, aber dennoch hat hier die Verringerung von gesundheitlichen Risiken Vorrang. Solche Risiken zu provozieren, wäre Wassersparen ohne Verstand.

Mal mit Verstand

Der Aufruf, Wasser zu sparen, ist äußerst positiv aufgenommen worden und hat auch zu beträchtlichen Innovationen im Haushalt geführt, beispielsweise bei Wasch- und Spülmaschinen. Hier wurde viel mehr Trinkwasser verbraucht als notwendig. Noch wichtiger sind aber auch die Innovationen zum Wassersparen in der Industrie, wie auch zum betriebsinternen Umweltschutz, zu dem auch die effektive Reinigung des Abwassers gehört. Hier sind gerade wasserintensive industriellen Prozesse gute Beispiele, so etwa die Umstellungen bei der Papierproduktion oder bei der Metallbearbeitung – Wassersparen mit Verstand.

Wasser sparen macht Wasser nicht billiger

Über eines dürfen wir uns keine Illusionen machen: der Wasserpreis hängt nur zu einem Bruchteil von der abgenommenen Wassermenge ab. Die meisten Kosten entstehen durch die Infrastruktur, also Wasserleitungen und Behälter, sowie über die Aufbereitung. Das sind Fixkosten. Wenn wir weniger Wasser verbrauchen, kann der Wasserpreis nicht sinken, denn die Fixkosten sind eben „fix“. Aber das kann natürlich kein Grund sein, möglichst viel Wasser zu verbrauchen. Deshalb braucht man zum Wassersparen eben doch den Verstand.

Tipp 1: Lesen Sie was andere Experten sagen in unserer Artikelserie zum Thema Wasser sparen
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