Inwiefern ist Wasser sparen sinnvoll

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Inwiefern ist Wasser-sparen sinnvoll?

Gastbeitrag von Prof. Dr. Helge Bormann im Rahmen der Artikelserie „Wasser sparen

Helge Bormann

Prof. Dr. Helge Bormann, Universität Siegen, Department Bauingenieurwesen, Lehrstuhl für Wasserwirtschaft und Ingenieurhydrologie (www.wasserwirtschaft.uni-siegen.de)
www-Seite zum Trinkwasserschutz: www.hydrologie.uni-oldenburg.de/ein-bit/index.html

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel für Menschen und Tiere und unerlässlich für das Pflanzenwachstum und die Nahrungsmittelproduktion. Ein schonender Umgang mit der Ressource Wasser, sowohl hinsichtlich Wasserqualität wie Wasserquantität, sollte selbstverständlich sein, um den natürlichen Wasserhaushalt so wenig wie möglich zu belasten. In der Vergangenheit haben steigende Förderraten von Wasserwerken in verschiedenen Regionen Deutschlands zu schwerwiegenden ökologischen Schäden geführt (z.B. Hessisches Ried), die nur durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen kompensiert werden konnten.

Trinkwasser

Mit dem Wasserverbrauch ist in der Regel der Verbrauch von Trinkwasser gemeint. Nach der Trinkwasserverordnung hat Trinkwasser in Deutschland eine extrem hohe Qualität und wird systematisch auf seine Qualität und Unbedenklichkeit überwacht. Während aber jeder Deutsche im Mittel pro Tag ca. 122 l Trinkwasser verbraucht (2010; Quelle BDEW), entfallen davon lediglich ca. 5 l auf Getränke und die Zubereitung von Nahrungsmitteln. Der Rest wird im Wesentlichen für Zwecke der Hygiene genutzt (Duschen, Wäsche waschen, Geschirr spülen, Toilettenspülung), für nicht zwangsläufig die gleiche Wasserqualität notwendig wäre. Ein sparsamer Umgang von Wasser dieses hohen Qualitätsstandards scheint auch deshalb sinnvoll.

Regionale Unterschiede der Wasserverfügbarkeit

Wasser ist in verschiedenen Regionen ungleich verteilt, sowohl global wie regional. Während in Wüstengebieten Wasser eine extreme Mangelware darstellt, ist es zum Beispiel im Gebieten des tropischen Regenwaldes im Überfluss vorhanden. In abgeschwächter Form gilt dies auch in Deutschland. In den Mittelgebirgen sind die Niederschläge in der Regel deutlich höher als im Durchschnitt und sorgen für eine erhöhte Wasserverfügbarkeit, während sich im Windschatten der Mittelgebirge, so z.B. im Ostharz, die trockensten Gebiete Deutschlands anschließen. Die Notwendigkeit, Wasser sparsam zu nutzen, kann also in verschiedenen Regionen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Fernwasserversorgungssysteme lösen diese Ungleichheit aus wasserwirtschaftlicher Sicht in vielen Regionen Deutschlands.

Jahreszeitliche Unterschiede der Wasserverfügbarkeit

Wasser ist schließlich auch saisonal ungleich verteilt. Während im Winter der Wasserüberschuss in Mitteleuropa meist groß ist, kann es in langen Trockenperioden im Sommer, wie z.B. im „Supersommer“ 2003, zu Engpässen sowie der Notwendigkeit kommen, den Wasserverbrauch einzuschränken. In solchen Extremsituationen ist es in jedem Fall sinnvoll und notwendig, sparsam mit Wasser umzugehen. Projektionen des Klimawandels lassen zudem erwarten, dass die Unterschiede von trockenen und nassen Perioden wie auch Regionen in Zukunft größer werden und damit einerseits das Wassermanagement an Bedeutung gewinnen und andererseits das Sparen von Wasser in bestimmten Zeiten unabdingbar sein wird.

Langfristige Dimensionierung von Wasserversorgungsnetzen

Trotz dieser vielen guten Argumente für den sparsamen Umgang mit Wasser mehren sich die Stimmen, die vom Wasser sparen abraten. Ursache hierfür ist die bestehende wasserwirtschaftliche Infrastruktur. Die Wasserversorger müssen für Jahrzehnte im Voraus Wasserversorgungsnetze planen und die Infrastruktur investieren, damit Wasser in jedem Haushalt in ausreichender Qualität mit ausreichendem Druck zur Verfügung steht. Der demographische Wandel sowie andere Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch können aber dafür sorgen, dass die der Planung der Infrastruktur zugrundeliegenden Annahmen der Wasserbedarfe für einzelne Regionen nicht mehr zutreffen und die Infrastruktur infolgedessen fehldimensioniert ist. Dies stellt die Wasserversorgungsunternehmen vor große Herausforderungen. Im Falle einer Überdimensionierung führt eine zu geringe Wasserentnahme aus dem Versorgungsnetz zu längeren Verweilzeiten des Wassers in den Leitungen und damit zu einer steigenden Gefahr der Verkeimung z.B. mit pathogenen Bakterien. Dies hat Steigerungen der Betriebskosten zur Folge, da Trinkwasserrohre häufiger gespült oder desinfiziert werden müssen. Alternativ könnte die Dimensionierung der Versorgungsleitungen angepasst und Leitungen ausgetauscht werden, was wiederum erhebliche Investitionen erfordern würde.

Wasser sparen oder Wasser laufen lassen?

Eine in diesem Falle z.B. von vielen kommunalen Wasserversorgern vertretene Empfehlung ist, auf zusätzliche Maßnahmen zum Wasser sparen zu verzichten, um die bestehenden Fehldimensionierung der Trinkwasser-Infrastruktur nicht noch zusätzlich zu verschärfen. Eine solche Strategie kann in Regionen, in denen nur ein Bruchteil der verfügbaren Wasserressourcen genutzt wird, vertretbar sein, solange keine Umweltbelastungen hervorgerufen werden. Sie kann aber auf keinen Fall als Allheilmittel für die Kompensation von Fehlplanungen und Fehldimensionierungen der Wasserversorgungsinfrastruktur angenommen werden.

Tipp 1: Lesen Sie was andere Experten sagen in unserer Artikelserie zum Thema Wasser sparen
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